Jedes Jahr gibt es rund 25.000 Unternehmensinsolvenzen. Für findige Unternehmer ergeben sich dadurch häufig gute Gelegenheiten, kriselnde oder insolvente Wettbewerber günstig zu kaufen. Manche kaufen auch, um Insolvenzfälle zu sanieren und mit Gewinn wieder zu verkaufen. Wichtig ist immer, die restrukturierungsfähigen Unternehmen früh zu erkennen, rechtssicher zu kaufen und notwendige Sanierungsmaßnahmen effizient umzusetzen.


Strategische Voraussetzungen

 

Restrukturierungsfähig ist ein Unternehmen dann, wenn es über ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell verfügt und bisher lediglich schlecht geführt wurde. Weiterhin muss die aktuelle Finanzsituation des kriselnden oder bereits insolventen Unternehmens noch Ansatzpunkte für einen Neubeginn liefern. Gläubiger müssen bereit sein, auf Ansprüche zu verzichten, um die Verschuldung abzubauen. Kunden und Aufträge müssen zumindest im Sockel vorhanden sein. Das Unternehmen muss über eine vernünftige Vermögenssubstanz verfügen.

 

Zeitpunkt des Unternehmenskaufs

 

Kaufen Sie noch vor Insolvenzantragsstellung wissentlich ein zahlungsunfähiges Unternehmen, ergibt sich die rechtliche Gefahr einer möglichen Insolvenzanfechtung, falls der Konkursfall innerhalb von drei Monaten nach dem Kauf doch noch eintritt.

Besser und sicherer ist daher ein Kauf des Unternehmens aus dem Insolvenzverfahren, und zwar nach dem Berichtstermin. Nach § 159 InsO soll der Insolvenzverwalter erst danach mit der Verwertung der Insolvenzmasse beginnen.
In der Praxis kann das allerdings zu Problemen führen, wenn der Berichtstermin erst Monate nach der Verfahrenseröffnung stattfindet, der Handlungsdruck im Krisenunternehmen zunimmt und Kaufinteressenten vorhanden sind. In diesen Fällen kann ein Kaufvertrag auch vorbehaltlich der Zustimmung der Gläubigerversammlung oder nach Abstimmung mit einem vorläufigen Gläubigerausschuss abgeschlossen werden.

 

Schritte nach dem Kauf

 

Wenn Sie mit der Restrukturierung beginnen, wird eine Ihrer Aufgaben darin bestehen, die oft belasteten Beziehungen möglichst schnell wieder aufzubauen.

  • So ist z. B. bei den Banken viel Überzeugungsarbeit notwendig, um finanzielle Mittel und zusätzlichen Rückhalt zu bekommen. Sprechen Sie daher intensiv mit allen Gläubigern und verschaffen Sie sich ein ungeschminktes Bild. Lassen Sie sich mögliche Maßnahmen und Zugeständnisse schriftlich geben.
  • Aber auch bei den bisherigen Schlüsselkunden sollten Sie vorsprechen. Lässt sich das verlorene Vertrauen wieder zurückgewinnen? Was waren aus Kundensicht die Gründe für die Schieflage? Wie ist die Produkt- und Servicequalität? Wo gibt es Anknüpfungspunkte für eine neue Zusammenarbeit?
  • In vielen Branchen, z. B. im Handel und in der Produktion, hat der Einkauf eine besondere Bedeutung. Sprechen Sie mit den wichtigsten Lieferanten und schätzen Sie die zukünftige Beschaffungssituation ein.
  • Ähnliches gilt für die Arbeitnehmervertreter. Gute Betriebsräte kämpfen bis zum Schluss und greifen nach jedem seriösen Strohhalm.

 

Der Kauf von Unternehmen ist eine komplexe Angelegenheit. Um dabei rechtliche Stolperfallen zu vermeiden, ist eine juristische Begleitung ratsam.